Viel Lärm um nichts? Vorläufiges Ende der russischen Doping-Odyssee vor dem Sportgerichtshof
Wie viele russische Athletinnen und Athleten dürfen an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teilnehmen? Diese heikle Frage wurde erst am Tag der Eröffnungsfeier vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) entschieden. Die Sportrichter schmetterten kurz vor Ultimo Klagen von 32 russischen Athletinnen und Athleten sowie 13 weiteren Athleten und zwei Betreuern ab: Die Entscheidung des IOC, die Betroffenen nicht einzuladen, sei keine Sanktion, sondern betreffe das Startrecht und sei nicht auf "diskriminierende, willkürliche oder unfaire Weise" gefallen.
Es war das letzte Kapitel in der russischen Doping-Odyssee, die das Internationale Olympische Komitee schon bewältigt geglaubt hatte, als es eine Höchststrafe mit Hintertür gegen das von mehreren Untersuchungskommissionen festgestellte russische Staatsdoping verhängt hatte; vor allem westliche Kritiker hatten dagegen einen radikalen, kompletten Ausschuss Russlands gefordert. Das IOC sperrte jedoch "nur" das russische NOK und gedachte, russische Athletinnen und Athleten ohne eigene Flagge und Hymne nach einer Einzelfallprüfung ihrer Test-Historie entweder zuzulassen - oder eben nicht.
CAS kassierte Beweise
Das Wörtchen "nur" gehört nun tatsächlich in Anführungszeichen, denn 42 russische Athletinnen und Athleten, deren Überprüfung negativ verlaufen war, zogen vor den CAS, um dagegen zu klagen. Und siehe da: Das Ergebnis fiel für das IOC nicht positiv aus. Der CAS kassierte die negativen Prüfbescheide in 28 Fällen aus Mangel an Beweisen; zudem dürfen diese Kläger ihre in Sotschi gewonnenen Medaillen behalten. In elf weiteren Fällen reichten die Beweise zwar aus Sicht des CAS aus; dennoch wurden die vom IOC verhängten lebenslangen Sperren gegen diese Klägerinnen und Kläger aufgehoben - einschließlich Startrecht für Pyeongchang.
Dazu muss man wissen: Der in einer Villa in Lausanne residierende CAS wurde zwar vom früheren IOC-Präsident Samaranch initiiert, im Laufe der Jahre aus Gründen der Unabhängigkeit institutionell vom IOC entkoppelt.
Zehn Jahre währte die von Homer beschriebene Irrfahrt des Odysseus; zweieinhalb Jahre hatte sich bis hierhin Thomas Bachs IOC am russischen Doping abgearbeitet. Am vorläufigen Ende dieser olympischen Odyssee demonstrierten das Komitee und sein vor allem im eigenen Land als Putin-freundlich kritisierter deutscher Präsident doch noch Standfestigkeit: Trotz der Niederlage vor dem CAS beharrte das IOC darauf, den betroffenen Sportlerinnen und Sportlern keine Einladung auszusprechen. Weitere Klagen dagegen nutzten auch nichts mehr, der CAS wies sie kurz vor Beginn der Winterspiele ab, siehe oben.
168 Russen am Start
Ach ja, 168 russische Sportlerinnen und Sportler durften schließlich in Pyeongchang an den Start gehen. Es fehlten einige große Namen, darunter auch der gebürtige Südkoreaner Wiktor Ahn, der vor Sotschi 2014 die Staatsbürgerschaft gewechselt hatte und prompt drei Goldmedaillen im Short-Track für Russland holte.
Zum Vergleich: Das letzte Mal, als ein russisches Team zu Winterspielen im Ausland antrat, 2010 in Vancouver nämlich, waren es auch nicht viel mehr, nämlich 177. Also doch - um nicht Homer, sondern Shakespeare zu zitieren - "viel Lärm um nichts"?
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Es war das letzte Kapitel in der russischen Doping-Odyssee, die das Internationale Olympische Komitee schon bewältigt geglaubt hatte, als es eine Höchststrafe mit Hintertür gegen das von mehreren Untersuchungskommissionen festgestellte russische Staatsdoping verhängt hatte; vor allem westliche Kritiker hatten dagegen einen radikalen, kompletten Ausschuss Russlands gefordert. Das IOC sperrte jedoch "nur" das russische NOK und gedachte, russische Athletinnen und Athleten ohne eigene Flagge und Hymne nach einer Einzelfallprüfung ihrer Test-Historie entweder zuzulassen - oder eben nicht.
CAS kassierte Beweise
Das Wörtchen "nur" gehört nun tatsächlich in Anführungszeichen, denn 42 russische Athletinnen und Athleten, deren Überprüfung negativ verlaufen war, zogen vor den CAS, um dagegen zu klagen. Und siehe da: Das Ergebnis fiel für das IOC nicht positiv aus. Der CAS kassierte die negativen Prüfbescheide in 28 Fällen aus Mangel an Beweisen; zudem dürfen diese Kläger ihre in Sotschi gewonnenen Medaillen behalten. In elf weiteren Fällen reichten die Beweise zwar aus Sicht des CAS aus; dennoch wurden die vom IOC verhängten lebenslangen Sperren gegen diese Klägerinnen und Kläger aufgehoben - einschließlich Startrecht für Pyeongchang.
Dazu muss man wissen: Der in einer Villa in Lausanne residierende CAS wurde zwar vom früheren IOC-Präsident Samaranch initiiert, im Laufe der Jahre aus Gründen der Unabhängigkeit institutionell vom IOC entkoppelt.
Zehn Jahre währte die von Homer beschriebene Irrfahrt des Odysseus; zweieinhalb Jahre hatte sich bis hierhin Thomas Bachs IOC am russischen Doping abgearbeitet. Am vorläufigen Ende dieser olympischen Odyssee demonstrierten das Komitee und sein vor allem im eigenen Land als Putin-freundlich kritisierter deutscher Präsident doch noch Standfestigkeit: Trotz der Niederlage vor dem CAS beharrte das IOC darauf, den betroffenen Sportlerinnen und Sportlern keine Einladung auszusprechen. Weitere Klagen dagegen nutzten auch nichts mehr, der CAS wies sie kurz vor Beginn der Winterspiele ab, siehe oben.
168 Russen am Start
Ach ja, 168 russische Sportlerinnen und Sportler durften schließlich in Pyeongchang an den Start gehen. Es fehlten einige große Namen, darunter auch der gebürtige Südkoreaner Wiktor Ahn, der vor Sotschi 2014 die Staatsbürgerschaft gewechselt hatte und prompt drei Goldmedaillen im Short-Track für Russland holte.
Zum Vergleich: Das letzte Mal, als ein russisches Team zu Winterspielen im Ausland antrat, 2010 in Vancouver nämlich, waren es auch nicht viel mehr, nämlich 177. Also doch - um nicht Homer, sondern Shakespeare zu zitieren - "viel Lärm um nichts"?
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