Höchststrafe mit Hintertür für Russland
Das Internationale Olympische Komitee hat am 5. Dezember 2018 das Russische Olympische Komitee (ROC) suspendiert. Damit wird keine russische Mannschaft bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang einmarschieren. Das IOC lässt allerdings für einzelne Sportler noch die Möglichkeit offen, bei erfolgreicher Einzelfallprüfung eine Teilnahmeberechtigung zu erhalten, sofern sie sich sportlich qualifiziert haben. Diese Hintertür trägt die Handschrift von IOC-Präsident Thomas Bach, der wiederholt gefordert hat, dass Athleten nicht in Sippenhaft genommen werden dürften.
Zwar ist die Suspendierung von NOKs nicht Neues - vor allem Länder der sogenannten Dritten Welt waren davon in der Vergangenheit betroffen -, aber die Disqualifikation einer Sport-Supermacht wie Russland ist ein einzigartiger Vorgang. Leicht ist dies dem IOC gewiss nicht gefallen. Seit der russische Dopingskandal durch die ARD-Dokumentation Geheimsache Doping aufgeflogen ist, sind drei Jahre vergangen. An den Sommerspielen 2016 in Rio durfte Russland noch teilnehmen, obwohl die vorläufigen Untersuchungsergebnisse der McLaren-Kommission vorlagen und der Skandal bereits absehbar war.
Das IOC installierte dann noch eine weitere, eigene Kommission unter Vorsitz des Schweizer Bundesrates Samuel Schmid; die prüfte ihrerseits die vorliegenden Beweise 17 Monate lang, ehe nun das Ergebnis auf dem Tisch liegt. Dieser Prüfbericht stellt keine Überraschung mehr dar, stellt er doch fest, dass
Ein "Staatsdoping" ließ sich aus Sicht der Kommission indes nicht belegen; das wäre wohl juristisch zu heikel gewesen und machte es der IOC-Exekutive auch einfacher, eine Hintertür für Russland offen zu halten. Die Suspendierung des ROC kann nämlich ganz oder teilweise für die Teilnahme an der Schlussfeier aufgehoben werden, wenn sich die Russen bis dahin in den Beschluss fügen. Das werden sie wohl; kein Geringerer als Präsident Putin räumte nur zwei Tage nach der IOC-Entscheidung mit Boykott-Befürchtungen auf und sagte, die Teilnahme stehe jedem Athleten frei. Wie hatte schon die Tageszeitung Iswestija geschrieben? "Ohne Russland geht es nicht. Russische Athleten werden die Ehre ihres Mutterlandes unter jeder Fahne verteidigen."
Fürs Protokoll: Seinen olympischen Segen gab Putin vor der Belegschaft einer Autofabrik in Nischni Nowgorod, die er sich als Bühne für die Ankündigung seiner Kandidatur für weitere sechs Jahre Präsidentschaft erwählt hatte.
Und die Athleten? Anders als bei den Sommerspielen 2016, als das IOC die Entscheidung über eine Zulassung russischer Sportler den Internationalen Fachverbänden überließ - damals zogen nur die Leichtathleten harte Konsequenzen -, wird dieses Mal eine Kommission der ITA im Einzelfall überprüfen, ob ein Sportler als "sauber" zu gelten hat, weil er oder sie zuvor noch nicht wegen eines Dopingvergehens gesperrt und vor den Spielen ausreichend getestet wurde; die letzte Entscheidung obliegt dann dem IOC.
Wie viele russische Sportler schließlich unter dem Kürzel OAR - ohne russische Flagge und Hymne - antreten könnten, ist noch ungewiss. Ihre Teilnahme würde den Gesichtsverlust für Russland etwas abmildern und passt gut in den Rahmen Bachscher Diplomatie. Das Erbe der Winterspiele in Sotschi, wo Russland Platz eins der Medaillenwertung erreichte, ist allerdings für immer beschmutzt, auch wenn das IOC die vergifteten russischen Medaillen (nachträglich wurden bislang 25 Sportler disqualifiziert, elf Medaillen zurückgefordert) in würdevollem Rahmen nachträglich an - hoffentlich - saubere nächstplatzierte Athleten weitergeben will.
Zwar ist die Suspendierung von NOKs nicht Neues - vor allem Länder der sogenannten Dritten Welt waren davon in der Vergangenheit betroffen -, aber die Disqualifikation einer Sport-Supermacht wie Russland ist ein einzigartiger Vorgang. Leicht ist dies dem IOC gewiss nicht gefallen. Seit der russische Dopingskandal durch die ARD-Dokumentation Geheimsache Doping aufgeflogen ist, sind drei Jahre vergangen. An den Sommerspielen 2016 in Rio durfte Russland noch teilnehmen, obwohl die vorläufigen Untersuchungsergebnisse der McLaren-Kommission vorlagen und der Skandal bereits absehbar war.
Das IOC installierte dann noch eine weitere, eigene Kommission unter Vorsitz des Schweizer Bundesrates Samuel Schmid; die prüfte ihrerseits die vorliegenden Beweise 17 Monate lang, ehe nun das Ergebnis auf dem Tisch liegt. Dieser Prüfbericht stellt keine Überraschung mehr dar, stellt er doch fest, dass
alle Schlussfolgerungen der IOC DC [Disziplinarischen Kommission, d. Red.], sowohl in tatsächlicher als auch in rechtlicher Hinsicht, die systemische Manipulation der Anti-Doping-Regeln und -Systeme in Russland bestätigen; und zwar mittels der Disappearing Positive Methodology [zwischen 2011 und 2015 angewandte Methode, um für positive Tests negative Ergebnisse herbeizuführen] und während der Olympischen Winterspiele Sotschi 2014, sowie mit Hilfe der verschiedenen Ebenen der administrativen, rechtlichen und vertraglichen Verantwortung, resultierend aus der Nichteinhaltung der jeweiligen Verpflichtungen der verschiedenen Beteiligten.Auf dieser Basis hatte die IOC-Exekutive nun keine andere Wahl mehr, als Russland zu suspendieren, und zwar "mit sofortiger Wirkung". Außerdem werden 15 Millionen Dollar Strafe fällig; damit soll Russland die Kosten der Untersuchung zurückzahlen sowie einen Beitrag zur Einrichtung einer unabhängigen Kontrollinstanz (ITA) schaffen, die in Pyeongchang und künftig auch bei anderen internationalen Sportereignissen die Aufsicht über Doping-Tests führen soll. Schließlich verlieren Sportminister Witali Mutko und sein Stellvertreter für immer ihre Akkreditierungen und der russische NOK-Präsident Alexander Schukow seinen Sitz im IOC. Pikanterweise ist Mutko aber immer noch Chef des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2018.
Ein "Staatsdoping" ließ sich aus Sicht der Kommission indes nicht belegen; das wäre wohl juristisch zu heikel gewesen und machte es der IOC-Exekutive auch einfacher, eine Hintertür für Russland offen zu halten. Die Suspendierung des ROC kann nämlich ganz oder teilweise für die Teilnahme an der Schlussfeier aufgehoben werden, wenn sich die Russen bis dahin in den Beschluss fügen. Das werden sie wohl; kein Geringerer als Präsident Putin räumte nur zwei Tage nach der IOC-Entscheidung mit Boykott-Befürchtungen auf und sagte, die Teilnahme stehe jedem Athleten frei. Wie hatte schon die Tageszeitung Iswestija geschrieben? "Ohne Russland geht es nicht. Russische Athleten werden die Ehre ihres Mutterlandes unter jeder Fahne verteidigen."
Fürs Protokoll: Seinen olympischen Segen gab Putin vor der Belegschaft einer Autofabrik in Nischni Nowgorod, die er sich als Bühne für die Ankündigung seiner Kandidatur für weitere sechs Jahre Präsidentschaft erwählt hatte.
Und die Athleten? Anders als bei den Sommerspielen 2016, als das IOC die Entscheidung über eine Zulassung russischer Sportler den Internationalen Fachverbänden überließ - damals zogen nur die Leichtathleten harte Konsequenzen -, wird dieses Mal eine Kommission der ITA im Einzelfall überprüfen, ob ein Sportler als "sauber" zu gelten hat, weil er oder sie zuvor noch nicht wegen eines Dopingvergehens gesperrt und vor den Spielen ausreichend getestet wurde; die letzte Entscheidung obliegt dann dem IOC.
Wie viele russische Sportler schließlich unter dem Kürzel OAR - ohne russische Flagge und Hymne - antreten könnten, ist noch ungewiss. Ihre Teilnahme würde den Gesichtsverlust für Russland etwas abmildern und passt gut in den Rahmen Bachscher Diplomatie. Das Erbe der Winterspiele in Sotschi, wo Russland Platz eins der Medaillenwertung erreichte, ist allerdings für immer beschmutzt, auch wenn das IOC die vergifteten russischen Medaillen (nachträglich wurden bislang 25 Sportler disqualifiziert, elf Medaillen zurückgefordert) in würdevollem Rahmen nachträglich an - hoffentlich - saubere nächstplatzierte Athleten weitergeben will.
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