Schnelle und klare Entscheidung für Sommerspiele 2032 in Brisbane

Sydney hat die Harbour Bridge, Brisbane die Story Bridge
Foto: Joshua Willson/Unsplash
Die im Osten Australiens liegende Zwei-Millionen-Einwohner Metropole Brisbane steht vorzeitig als Gastgeber der Olympischen Spiele 2032 fest. Die IOC-Session in Tokio wählte die Hauptstadt von Queensland mit fast 94 Prozent Zustimmung, nachdem sie die IOC-Exekutive zuvor am 10. Juni 2021 einstimmig als einzigen Kandidaten empfohlen hatte - und all dies elf Jahre vor dem eigentlichen Veranstaltungstermin. Früher war eine Frist von sieben Jahren üblich.

Für Brisbane:72
Gegenstimmen:5
Enthaltungen:0
Stimmabgabe:77


Doch was früher einmal war, gilt schon längst nicht mehr. Die Spiele 2024 und 2028 vergab das IOC 2017 im Doppelpack an Paris und Los Angeles, und im Bewerbungsrennen für 2032 war die deutsche Rhein-Ruhr-Initiative zu langsam und wurde von Lausanne regelrecht ausgebootet. Mehr noch als bei den mit hohen Abstimmungsniederlagen geendeten Bewerbungen für 1992 (Berchtesgaden) und 2000 (Berlin) wirkte der deutsche Sport international ohne Einfluss und Gewicht, während sich die Australier mit IOC-Vizepräsident John Coates bestens vernetzt zeigten.

IOC-Präsident Thomas Bach verspürte hingegen keinen Drang, sich für seine Landsleute einzusetzen, zumal er in Deutschland so schlechte Presse wie kaum sonstwo bekommt. Statt dessen denkt und handelt Bach in erster Linie strategisch im Sinne des IOC, das mit einem völlig neuen Bewerbungsverfahren darauf reagiert, dass es angesichts gestiegener Kosten und fehlender Zustimmung in der Bevölkerung vieler, vor allem westlicher Länder kaum noch Bewerber für das gigantische Spektakel der Olympischen Spiele gibt.

Der neue Bewerbungsprozess wurde erst 2019 beschossen. An die Stelle der früheren Evaluationskommissionen trat die neue Future Host Commission, die über vier Monate hinweg einen sogenannten "targeted dialog" mit dem Bewerbungskomitee Brisbane2032 geführt hat. Anders als in früheren Bewerbungsprozessen, bei denen sich die Kandidatenstädte als Bittsteller bei den "Herrn der Ringe" anstellen mussten, stellt das IOC nun die gemeinsame Arbeit an der Planung der Spiele in den Vordergrund. In der öffentlichen Darstellung klingt das so:

"Unsere Kommission hat in einer kollaborativen Partnerschaft eng mit Brisbane 2032 kooperiert, um herauszuarbeiten, wie Vision, Konzept und Hinterlassenschaft für die Olympischen und Paralympischen Spiel mit den sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungsplänen für die Stadt und die Region in Einklang gebracht werden können. Der neue Ansatz bei der Wahl der olympischen Gastgeberstadt hat es ermöglicht, dieses Projekt als Teil einer bilateralen Konversation zu verbessern und unsere Verpflichtung zu erfüllen, dass sich die Olympischen Spiele an die Bedürfnisse des Gastgebers und seiner Bevölkerung anpassen sollten und nicht umgekehrt."Kristin Kloster Aasen, Vorsitzende der Future Host Commission
Dem IOC geht es also nicht nur darum, den durch Bestechung und Korruption im Zusammenhang mit der Vergabe der Spiele angeschlagenen Ruf zu reparieren. Vielmehr werden die Spiele selbst als Entwicklungs- und Konjunkturmotor dargestellt, was künftige Kandidaturen begünstigen soll. Im Fall Brisbane hat eine Studie der Beratungsfirma KPMG ergeben, dass die Olympischen Spiele 2032 dem Staat Queensland 6,1 Milliarden US-Dollar und 91600 Vollzeit-Arbeitsplätze sowie Gesamt-Australien 13,4 Milliarden US-Dollar und 122900 Arbeitsplätze einbringen werden.

Mit Brisbane hat das IOC offenbar den besten und in seinen Planungen am weitesten fortgeschrittenen Kandidaten für die Spiele gefunden. Dafür spricht laut dem Bericht der Future Host Commission ein "Athleten-zentriertes" Austragungskonzept mit kurzen Wegen in Brisbane sowie Ablegern an der Sunshine und Gold Coast. 84 Prozent der Sportstätten existieren bereits, unter anderem, weil dort 2018 bereits die Commonwealth-Spiele stattfanden. Hervorgehoben wird auch die starke Unterstützung der Bewerbung sowohl in der Regierung als auch in der Bevölkerung. Australien wird als sportfreudiges Gastgeberland und die ehemalige britische Strafkolonie Brisbane als spektakulärer Austragungsort mit einem Mix aus urbaner Kultur und Strandleben gelobt. Das Budget der Spiele in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar soll komplett privat finanziert werden.
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