IOC-Präsidentschaft: Die glorreichen Sieben für die Bach-Nachfolge

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25.09.2024
Nach langen Zögern und Taktieren war es schließlich am 10. August 2024 soweit: IOC-Präsident Thomas Bach kündigte auf der IOC-Session am Ende der Olympischen Spiele in Paris seinen Rückzug an. Der Olympischen Charta zufolge wäre seine Amtszeit nach zwei Wahlperioden ohnehin abgelaufen; andererseits hatte der Rechtsanwalt aus Tauberbischofsheim genug Stimmen aus seiner IOC-Gefolgschaft gesammelt, wonach er an der IOC-Spitze unersetzbar sei und folglich die Satzung geändert werden müsse, um ihm eine dritte Amtszeit zu ermöglichen. Dass der Florett-Olympiasieger von 1976 dieser Versuchung letztlich widerstand, bewahrte das IOC vor einer neuen ethischen Entgleisung und verschaffte dem 70-Jährigen mit den glanzvollen Pariser Spielen als Vermächtnis einen sauberen Abgang.

Die sieben Kandidaten auf der IOC-Website (Screenshot)
Allerdings hinterlässt Bachs Abschied auch ein Macht-Vakuum, in das nun sieben Kandidaten hineinstoßen wollen. Die einzige Frau unter ihnen, die zweimalige Schwimm-Olympiasiegerin und Sportministerin Kirsty Coventry aus Simbabwe, galt zeitweilig als Bach-Zögling, wäre die erste (weiße) Afrikanerin und die erste Frau nach neun Männern an der IOC-Spitze; zudem ist sie die Jüngste (41) im Bewerberfeld. Zur Favoritin macht sie all das aber nicht. Interessant ist, dass nur drei der sieben Bewerber - neben Coventry noch Juan Antonio Samaranch, der gleichnamige Junior des siebten IOC-Präsidenten, und der jordanische Prinz Feisal Al-Hussein - "echte", also persönliche Mitglieder des IOC sind. Vor allem gehört dieses Trio der IOC-Exekutive an (Samaranch sogar als Vize-Präsident); deren Rolle ist unter Bach sogar noch größer geworden. Die anderen Vier -  Sebastian Coe (Großbritannien/Leichtathletik), Johan Eliasch (Großbritannien/Ski), David Lappartient (Frankreich/Radsport) und Morinar Watanabe (Japan/Turnen) - verdanken ihre IOC-Mitgliedschaft hingegen allein ihren Rollen als Präsidenten Internationaler Fachverbände. Immerhin mag die Gunst der Stunde für Lappartient sprechen, war er doch sowohl an der Organisation der erfolgreichen Pariser Spiele als auch am Zuschlag Frankreichs für die Winterspiele 2030 beteiligt; zudem leitet er die E-Sports-Kommission des IOC und hat Anteil an der Vergabe der ersten Olympischen E-Sports-Spiele nach Saudi Arabien.

Mangels eines zwingenden Favoriten schlägt nun die Stunde der Power-Broker und Königsmacher, zumal der scheidende IOC-Präsident es versäumt hat, seine Nachfolge zu regeln. Statt dessen hat mit Lord Coe, neben Coventry übrigens der einzige Olympiasieger im Bewerberfeld, ein sportpolitischer Unfreud Bachs den Hut in den Ring geworfen. Und alle müssen nun schnell ihre Überraschung ablegen, dass der IOC-Spitzenjob doch schon so bald zu vergeben ist: Denn bereits vom 20. bis 24. Januar 2025 sollen die glorreichen Sieben in Lausanne vor den IOC-Mitgliedern die "oral presentation" ihrer Kandidatur geben, ehe auf der 143. IOC-Session (18 bis. 21. März in Griechenland) gewählt wird; und zwar wie auch bei der Wahl der Olympiastadt so lange, bis jemand die einfache Mehrheit hat. Am 131. Jahrestag der IOC-Gründung, dem 23. Juni 2025, wird Bach abtreten und die Amtsgeschäfte übergeben.
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