Olympisches Boxen in Tokio ohne korrupten Weltverband AIBA
Manipulations- und Korruptionsfälle im Boxsport sind nichts Neues. Zahlreiche olympische Medaillen waren arrangiert, das belegten erstmals die Stasi-Akten des früheren Generalsekretärs des Internationalen Boxverbandes (AIBA), Karl-Heinz Wehr. Unter dem Pakistani Anwar Chowdhry, der als AIBA-Präsident 20 Jahre lang herrschte und dabei auch das Ende des Kalten Krieges bruchlos überstand, wuchs die Korruption. Trotz zahlreicher Skandale und Kampfrichter-Reformen blieb der Boxsport unreformierbar, auch nachdem Chowdhrys Herrschaft 2006 unter Bestechungsvorwürfen und Missmanagement zusammenbrach. Noch nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio wurden 36 Punkt- und Ringrichter suspendiert.
Aber erst als der Internationale Boxverband AIBA im November 2018 den Usebeken Gafur Rachimow, laut US-Finanzministerium Mitglied eines internationalen Drogenrings und zeitweilig von Interpol gesucht, zum Präsidenten wählte, handelte das IOC: Alle Planungen für das Olympische Boxturnier 2020 in Tokio wurden ausgesetzt, Boxen drohte die Streichung aus dem Programm. Zugleich leitete das IOC wegen "ernsthafter Bedenken, speziell auf den Gebieten Amtsführung, Ethik und Geschäftsführung" eine Untersuchung ein, die zum "Widerruf der Anerkennung der AIBA führen kann".
Am 19. April 2019, wenige Tage vor der Sitzung der IOC-Exekutive in Lausanne, auf der sich das Schicksal der AIBA entscheiden sollte, warf Rachimow das Handtuch und trat von seinem Amt zurück. Statt dessen gab AIBA-Exekutivmitglied Umar Kremlew ein allzu großzügiges Angebot ab: Der Chef des russischen Boxverbandes versprach in einem Brief an das IOC, alle Schulden des schlingernden Weltverbandes, rundum wohl 16 Millionen Dollar, aus eigener Tasche zu begleichen.
Falls dieses halbseidene Angebot als vertrauensbildende Maßnahme gedacht war, so schlug es jedenfalls nicht an. Denn die IOC-Exektive entzog am 22. Mai 2019 in Lausanne der AIBA auf der Basis eines Untersuchungsberichtes, an dessen Entstehen die Beratungsfirma Deloitte mitgewirkt hatte, die (noch von der vollen IOC-Session zu bestätigende) Anerkennung.
Das olympische Boxturnier in Tokio mit Kämpfen in acht Gewichtklassen für Männer und fünf für Frauen soll dennoch stattfinden, damit die 286 Athletinnen und Athleten nicht für ihre Funktionäre büßen müssen. Eine Sonderkommission unter Leitung des japanischen IOC-Mitgliedes Morinari Watanabe ist mit der Aufsicht beauftragt worden.
Nach eigenem Bekunden war Watanabe, auch Chef des Internationalen Turn-Verbandes, vollkommen überrascht, als ihn kurz vor der Sitzung der IOC-Exekutive ein Anruf von IOC-Präsident Thomas Bach ereilte. Auf einmal musste eben alles sehr schnell gehen. Als erstes gilt es, die internationale Qualifikation für das Olympische Boxturnier zu organisieren.
Eine Sportart ohne zuständigen Spitzenverband als Teil des Olympischen Programms - das ist ein Novum bei den Spielen. Von der AIBA war übrigens nach dem Beschluss der Exekutive nur ein dürres Statement zu lesen: Man habe die Bekanntmachung des IOC zur Kenntnis genommen, prüfe derzeit den Untersuchungsbericht und werde vorerst keine Kommentare abgeben, sei aber zuversichtlich, künftig wieder mit dem IOC zusammenzuarbeiten.
Aber erst als der Internationale Boxverband AIBA im November 2018 den Usebeken Gafur Rachimow, laut US-Finanzministerium Mitglied eines internationalen Drogenrings und zeitweilig von Interpol gesucht, zum Präsidenten wählte, handelte das IOC: Alle Planungen für das Olympische Boxturnier 2020 in Tokio wurden ausgesetzt, Boxen drohte die Streichung aus dem Programm. Zugleich leitete das IOC wegen "ernsthafter Bedenken, speziell auf den Gebieten Amtsführung, Ethik und Geschäftsführung" eine Untersuchung ein, die zum "Widerruf der Anerkennung der AIBA führen kann".
Am 19. April 2019, wenige Tage vor der Sitzung der IOC-Exekutive in Lausanne, auf der sich das Schicksal der AIBA entscheiden sollte, warf Rachimow das Handtuch und trat von seinem Amt zurück. Statt dessen gab AIBA-Exekutivmitglied Umar Kremlew ein allzu großzügiges Angebot ab: Der Chef des russischen Boxverbandes versprach in einem Brief an das IOC, alle Schulden des schlingernden Weltverbandes, rundum wohl 16 Millionen Dollar, aus eigener Tasche zu begleichen.
Falls dieses halbseidene Angebot als vertrauensbildende Maßnahme gedacht war, so schlug es jedenfalls nicht an. Denn die IOC-Exektive entzog am 22. Mai 2019 in Lausanne der AIBA auf der Basis eines Untersuchungsberichtes, an dessen Entstehen die Beratungsfirma Deloitte mitgewirkt hatte, die (noch von der vollen IOC-Session zu bestätigende) Anerkennung.
Das olympische Boxturnier in Tokio mit Kämpfen in acht Gewichtklassen für Männer und fünf für Frauen soll dennoch stattfinden, damit die 286 Athletinnen und Athleten nicht für ihre Funktionäre büßen müssen. Eine Sonderkommission unter Leitung des japanischen IOC-Mitgliedes Morinari Watanabe ist mit der Aufsicht beauftragt worden.
Nach eigenem Bekunden war Watanabe, auch Chef des Internationalen Turn-Verbandes, vollkommen überrascht, als ihn kurz vor der Sitzung der IOC-Exekutive ein Anruf von IOC-Präsident Thomas Bach ereilte. Auf einmal musste eben alles sehr schnell gehen. Als erstes gilt es, die internationale Qualifikation für das Olympische Boxturnier zu organisieren.
Eine Sportart ohne zuständigen Spitzenverband als Teil des Olympischen Programms - das ist ein Novum bei den Spielen. Von der AIBA war übrigens nach dem Beschluss der Exekutive nur ein dürres Statement zu lesen: Man habe die Bekanntmachung des IOC zur Kenntnis genommen, prüfe derzeit den Untersuchungsbericht und werde vorerst keine Kommentare abgeben, sei aber zuversichtlich, künftig wieder mit dem IOC zusammenzuarbeiten.
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