London 2012: Vier Mal Olympia für den Bücherschrank
Alle vier Jahre wieder geht nach der olympischen Schlussfeier das Wettrennen der Verlage los. Wer ist als erster mit einem Olympiabuch auf dem Markt? Nicht weniger als drei sogenannte Schnellschuss-Bücher von den Spielen in London konkurrieren um das Interesse der Leser.
Das Olympiafieber erlahmt dummerweise bei den meisten Menschen sehr schnell. Also müssen die Verlage ihre Bücher fast so flink produzieren wie Zeitungsseiten. Der Lohn: Fünfstellige Auflagen und zeitweilige Platzierungen in den Bestsellerlisten. Manche Titel landen später auch auf dem Ramschtisch, wenn die Verlage sie nicht aus Sorge um ihr Produkt selbst einstampfen.
Zeitungen werden nach dem Lesen weggeworfen. Bücher stellt man hingegen ins Regal. Die Kunst besteht also darin, Bücher zu produzieren, die über den Tag hinaus gelten (mal abgesehen von Ergebnissen, die manchmal erst Jahre später durch Doping-Urteile überholt werden) und dennoch im Schnellgang produziert werden. Das gelingt nicht immer gleich gut.
Grundsätzliche Unterschiede gibt es bei den Texten - die einen Bücher leisten sich Autoren vor Ort und riskieren damit schwankende Text-Qualität, die anderen stricken die Kapitel in der heimischen Redaktion zusammen - und beim Umfang der Statistik. Viele Leser(innen) interessieren sich aber vor allem fürs Bildmaterial. Hier schöpfen die Verlage aus unterschiedlichen Quellen, wobei in der Regel Pauschalverträge mit einer großen Agentur abgeschlossen werden.
Einen Sonderfall stellt das vierte Olympiabuch dar. Das in Leder-Bindung erhältliche Werk der Olympischen Sport Bibiothek wird aufwändig produziert und erscheint erst später. Mit einem eigenen Vertriebsnetz richtet es sich vornehmlich an Unternehmen, die größere Stückzahlen abnehmen - etwa als Präsent für gute Kunden. Ein Teil des Erlöses geht an deutsche, österreichische und Schweizer Sportverbände.
Da ich selbst an zwei Olympiabüchern beteiligt bin, enthalte ich mich an dieser Stelle der Wertung und vergleiche statt dessen die Eckdaten. Die Buchtitel sind mit Amazon verlinkt, außerdem habe ich - soweit mir bekannt - Verlage, Verlags- und Pressetexte verlinkt.
Die Konkurrenten (in alphabetischer Titelfolge)
Das dickste Buch ist auch das schnellste. "Unser Olympiabuch" erschien am 17. August, fünf Tage nach Ende der Spiele, und war an diesem Tag zumindest in Berlin im örtlichen Buchhandel erhältlich. Redaktionsschluss war der 12. August. Das Copress-Buch war zwar ebenfalls für den 17. August angekündigt; Amazon verzeichnete es aber selbst am 21. August (als dieser Text verfasst wurde) nur als vorbestellbar. Gleiches gilt für das dapd-Buch. Es war allerdings erst für den 20. August angekündigt.
Bestseller:
Unser Olympiabuch schaffte es auf Platz zwei der 14-tägigen Focus-Liste der Ratgeber-Titel - hinter dem ARD Buffet Haushalts 1x1 und vor einem Kochbuch. Nun ja.
Die Preise:
Neunzehn Euro nochwas, knapp 20 Euro. Auf diesem Niveau hat sich der Preis für die Schnellschussbücher eingependelt, und keiner der drei Verlage bricht aus diesem Rahmen aus.
Weitere Gemeinsamkeiten:
Alle Bücher sind farbig gedruckt und großformatig.
Das Olympiafieber erlahmt dummerweise bei den meisten Menschen sehr schnell. Also müssen die Verlage ihre Bücher fast so flink produzieren wie Zeitungsseiten. Der Lohn: Fünfstellige Auflagen und zeitweilige Platzierungen in den Bestsellerlisten. Manche Titel landen später auch auf dem Ramschtisch, wenn die Verlage sie nicht aus Sorge um ihr Produkt selbst einstampfen.
Zeitungen werden nach dem Lesen weggeworfen. Bücher stellt man hingegen ins Regal. Die Kunst besteht also darin, Bücher zu produzieren, die über den Tag hinaus gelten (mal abgesehen von Ergebnissen, die manchmal erst Jahre später durch Doping-Urteile überholt werden) und dennoch im Schnellgang produziert werden. Das gelingt nicht immer gleich gut.
Grundsätzliche Unterschiede gibt es bei den Texten - die einen Bücher leisten sich Autoren vor Ort und riskieren damit schwankende Text-Qualität, die anderen stricken die Kapitel in der heimischen Redaktion zusammen - und beim Umfang der Statistik. Viele Leser(innen) interessieren sich aber vor allem fürs Bildmaterial. Hier schöpfen die Verlage aus unterschiedlichen Quellen, wobei in der Regel Pauschalverträge mit einer großen Agentur abgeschlossen werden.
Einen Sonderfall stellt das vierte Olympiabuch dar. Das in Leder-Bindung erhältliche Werk der Olympischen Sport Bibiothek wird aufwändig produziert und erscheint erst später. Mit einem eigenen Vertriebsnetz richtet es sich vornehmlich an Unternehmen, die größere Stückzahlen abnehmen - etwa als Präsent für gute Kunden. Ein Teil des Erlöses geht an deutsche, österreichische und Schweizer Sportverbände.
Da ich selbst an zwei Olympiabüchern beteiligt bin, enthalte ich mich an dieser Stelle der Wertung und vergleiche statt dessen die Eckdaten. Die Buchtitel sind mit Amazon verlinkt, außerdem habe ich - soweit mir bekannt - Verlage, Verlags- und Pressetexte verlinkt.
Die Konkurrenten (in alphabetischer Titelfolge)
- {{IMG=2}}London 2012. Unser Olympiabuch bei Das Neue Berlin
Seit Sydney 2000 auf dem Markt, wird "Unser Olympiabuch" von einer Redaktion unter Leitung des Sportpublizisten Volker Kluge produziert. Die Herausgeber Heinz-Florian Oertel und Kristin Otto sind vor allem im Osten Deutschlands bekannt. Autoren wie Ronald Reng, Hartmut Scherzer oder Oliver Trust liest man wiederum in der Süddeutschen, der FAZ oder dem Tagesspiegel. Die Bilder stammen von dpa/Picture Alliance.
Das Buch ist nach Sportarten gegliedert und enthält einen historischen Teil (London war als einzige Stadt drei Mal Olympia-Gastgeber). Außerdem hat Kluge für jeden Olympiatag ein Tagebuch verfasst. Das Layout ist abwechslungsreich mit in sich geschlossenen Bildteilen und Kapitel-Aufmachern. Die Statistik am Ende des Buches listet die Top 8 einschließlich aller Team-Mitglieder bei Mannschaftssportarten sowie alle deutschen Platzierungen, außerdem alle Teilnehmer der deutschen Delegation sowie Journalisten, Rundfunk- und Fernsehleute. Der Umfang beträgt 240 Seiten.
Verlagstext | Ankündigungstext bei Volker Kluge - {{IMG=4}}Olympia 2012, Stars & Spiele bei Verlag Die Werkstatt
Newcomer dapd legt nach der Euro 2012 das zweite Werk über ein großes Sportereignis vor. Das Buch erschien kurz bevor diverse dapd-Gesellschaften Insolvenz anmeldeten. Verantwortlich für den Inhalt zeichnen Herausgeber Ulrich Kühne-Hellmessen (Leiter Sonderprojekte bei dapd) und Chefreporter Detlef Vetten. Die Bilder stammen von dapd und - laut Quellenangaben - internationalen Fotografen.
Im Unterschied zu den anderen Olympiabüchern ist das dapd-Buch nicht nach Sportarten sortiert, sondern Tagebuch-artig aufgebaut. Das Layout ist ruhig und modern. Die Statistik kommt auf insgesamt 16 Seiten kürzer und listet die ersten Acht ggf. mit Finalergebnissen. Mannschaftsaufstellungen fehlen. Der Gesamtumfang beträgt 192 Seiten.
Verlags-Text | dapd-Mitteilung - {{IMG=3}}Olympische Spiele London 2012 bei Copress
Olympiabücher von Copress mit Bildern der Fotoagentur Sven Simon sind schon bewährte Tradition. Neu ist allerdings, dass der Sport-Informations-Dienst als Mitherausgeber von der Deutschen Presse-Agentur abgelöst wurde. Die Agentur-Tochter dpa Corporate Content zeichnet nun für alle Texte und Tabellen verantwortlich. Von Sven Simon kommen über 350 Bilder.
Das Buch ist nach Sportarten gegliedert. Das Layout macht es dem Leser nicht leicht, weil Fließtext negativ gesetzt vor farbigen Hintergründen erscheint. Die Statistik am Ende listet alle Medaillengewinner seit 1896. Die aktuellen Ergebnisse (Top 8 plus alle deutschen Platzierungen) stehen direkt bei der jeweiligen Sportart. Der Umfang beträgt 192 Seiten.
Verlags-Text | dpa-Mitteilung
Das dickste Buch ist auch das schnellste. "Unser Olympiabuch" erschien am 17. August, fünf Tage nach Ende der Spiele, und war an diesem Tag zumindest in Berlin im örtlichen Buchhandel erhältlich. Redaktionsschluss war der 12. August. Das Copress-Buch war zwar ebenfalls für den 17. August angekündigt; Amazon verzeichnete es aber selbst am 21. August (als dieser Text verfasst wurde) nur als vorbestellbar. Gleiches gilt für das dapd-Buch. Es war allerdings erst für den 20. August angekündigt.
Bestseller:
Unser Olympiabuch schaffte es auf Platz zwei der 14-tägigen Focus-Liste der Ratgeber-Titel - hinter dem ARD Buffet Haushalts 1x1 und vor einem Kochbuch. Nun ja.
Die Preise:
Neunzehn Euro nochwas, knapp 20 Euro. Auf diesem Niveau hat sich der Preis für die Schnellschussbücher eingependelt, und keiner der drei Verlage bricht aus diesem Rahmen aus.
Weitere Gemeinsamkeiten:
Alle Bücher sind farbig gedruckt und großformatig.
Mehr zum Thema