Geheimnisvolle deutsche Sportförderung
Platz fünf der Medaillenwertung möchte der DOSB gerne in London erreichen. Aber sind Medaillen wirklich so wichtig? Und werden die öffentlichen Mittel, die den olympischen Sport zum Ruhme Deutschlands finanzieren, richtig und gerechtfertigt eingesetzt? Darüber lässt sich trefflich streiten - zumal vor Olympia.
Den Kick-off lieferten die Recherchen von Daniel Drepper und Niklas Schenck bei der WAZ (Vorgaben der Sportförderung offenbaren Medaillenwahn) und auf Stern.de (Deutschlands dubiose Goldmedaillen-Zucht). Dazu ein Behind-the-scenes-Posting in Dreppers Blog, wobei wohl an dieser Stelle eine dramatische Musik anschwellen müsste:
Worum geht es? Bis zu den Olympischen Spielen 2008 galt das Förderprinzip: Geld für Medaillen. Der DOSB hat das ungestellt und schließt nun mit den Fachverbänden Zielvereinbarungen ab. Das heißt dann also: Geld für künftige Medaillen. Als ich vor vier Jahren den Generalsekretär eines erfolgreichen deutschen Fachverbandes fragte, was denn das bedeute, sagte er: "Neuer Wein in alten Schläuchen".
Die WAZ-Leute hat wohl vor allem gereizt, dass der DOSB den Inhalt dieser Zielvereinbarungen als Betriebgeheimnis betrachtet. Dabei geht's doch um öffentliche Gelder. Diese Intransparenz macht das Fördersystem jedenfalls nicht besser - siehe auch die Systemkritik von Imke Duplitzer.
Den Kick-off lieferten die Recherchen von Daniel Drepper und Niklas Schenck bei der WAZ (Vorgaben der Sportförderung offenbaren Medaillenwahn) und auf Stern.de (Deutschlands dubiose Goldmedaillen-Zucht). Dazu ein Behind-the-scenes-Posting in Dreppers Blog, wobei wohl an dieser Stelle eine dramatische Musik anschwellen müsste:
Die verborgene Wirklichkeit der deutschen Sportförderung zur Produktion von Medaillen im Vier-Jahres-Takt erinnert an Planwirtschaft, an die Zeit des Kalten Krieges.Trommelwirbel!
Deutsche Funktionäre und Beamte versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Details dieser Planwirtschaft aufgeklärt werden.Täterä!
Zahlen und Daten werden unter Verschluss genommen, Auskünfte selbst vor Gericht verweigert. Gemeinsam mit Niklas Schenck habe ich zur wahren Dimension des Medaillenwahns in der öffentlichen Sportförderung recherchiert. Und weil es nicht anders ging, haben wir auch das Bundesinnenministerium verklagt.Gemeint ist eine Klage nach dem Informationsfreiheitsgesetz (vgl. Christian Wulff), die jedoch noch nicht durch ist. Einstweilen sammelt der Recherche-Blog der WAZ die eine oder andere Zielvereinbarung einfach aus anderen Quellen ein. Update: Das Verwaltungsgerichtsurteil zu Gunsten der WAZ-Leute ist raus, jetzt müssen die Zielvereinbarungen offengelegt werden.
Worum geht es? Bis zu den Olympischen Spielen 2008 galt das Förderprinzip: Geld für Medaillen. Der DOSB hat das ungestellt und schließt nun mit den Fachverbänden Zielvereinbarungen ab. Das heißt dann also: Geld für künftige Medaillen. Als ich vor vier Jahren den Generalsekretär eines erfolgreichen deutschen Fachverbandes fragte, was denn das bedeute, sagte er: "Neuer Wein in alten Schläuchen".
Die WAZ-Leute hat wohl vor allem gereizt, dass der DOSB den Inhalt dieser Zielvereinbarungen als Betriebgeheimnis betrachtet. Dabei geht's doch um öffentliche Gelder. Diese Intransparenz macht das Fördersystem jedenfalls nicht besser - siehe auch die Systemkritik von Imke Duplitzer.
An Medaillen muss man den Reformbedarf nicht festmachen. Kann schon sein, dass das System wieder die ein oder andere abwirft, vielleicht sogar den ersehnten fünften Platz im Medaillenspiegel. Es geht auch nicht nur um Einzelthemen wie Trainer- oder Talentförderung. Es geht um das Grundsatzproblem des deutschen Sports, das nämlich in der Art besteht, wie der DOSB die 130 Millionen Euro Jahresfördergeld des Bundes an seine Verbände verteilt: nach Zielvorgaben und Projekten, welche Dach- und Fachverband einzeln hinter verschlossener Tür aushandeln.So kommentiert's die Süddeutsche. Unter dem Strich steht aber immer die Gretchen-Frage: Wollen wir uns überhaupt einen millionenschweren Spitzensport aus Steuergeldern leisten?
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