Die Corona-Spiele
Als der scheidende IOC-Präsident Jacques Rogge am 7. September 2013 Tokio als Austragungsort der Olympischen Spiele 2020 ausrief, lag die Atom-Katastrophe von Fukushima gerade erst zwei Jahre zurück. Trotz Strahlenlast und Wirtschaftskrise galt Japan damals gegenüber den Mitbewerben Istanbul und Madrid als "sichere" Wahl.
Niemand konnte ahnen, dass sieben Jahre später eine weltweite Pandemie die Olympischen Spiele in ihre größte Krise stürzen würden. Seit die Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 zum ersten Mal ausgetragen wurden, vermochten nur zwei Weltkriege den aus der Antike übernommenen Vier-Jahres-Rhythmus auszuhebeln. So fielen 1916, 1940 und 1944 die Olympischen Spiele aus. Eine Verschiebung der Spiele aber war in 31 Olympiaden zuvor undenkbar.
Der lange Weg zur Verschiebung
Als der weltweite Ausbruch des SARS-CoV-2-Virus im März 2020 das gesellschaftliche Leben in vielen Ländern auf der Welt zum Erliegen brachte, spielten das IOC und die japanischen Olympiaorganisatoren zunächst auf Zeit, um den ursprünglichen Austragungs-Termin 24. Juli bis 9. August 2020 zu halten. Dahinter standen vor allem wirtschaftliche Erwägungen.
Denn das IOC nimmt in einer Olympiade Milliardensummen ein, die nach eigenen Angaben zu 90 Prozent an die Nationalen Olympischen Komitees und Sportarten-Fachverbände, aber auch an die Organisationskomitees verteilt werden. Zehn Prozent behält das IOC für sich und seine Verwaltung zurück. Die Mittel stammen aus dem Verkauf von Fernsehrechten und Sponsorings und sind stark an die Austragung der Spiele gebunden. Ein Ausfall wäre trotz Rücklagen und Versicherungen für das IOC nur schwer verkraftbar. Aber auch für die japanischen Gastgeber standen erhebliche Investitionen in Bauten und Organisations-Leistungen auf dem Spiel.
Die Olympier waren weder die ersten, noch die letzten, die der virologischen Notwendigkeit Tribut zollten: Die Europäische Fußball-Union hatte schon eine Woche zuvor eine Verschiebung der Euro 2020 beschlossen; der All England Lawn Tennis and Croquet Club ließ sich noch weitere acht Tage Zeit, ehe er das Tennisturnier von Wimbledon absagte.
Die Befürchtung, dass sich die Tokioter Spiele zum "Super-Speader Event" entwickeln würden, bewahrheitete sich indes nicht. Ein knappes halbes Jahr nach den Spielen veröffentlichte Daten legten vielmehr zwei Diagnosen nahe: Weder schleppten die ausländischen Olympia-Teilnehmer das Virus in Japan ein, noch exportierten sie bei ihrer Rückkehr die im Gastgeberland dominierende Delta-Virus-Variante AY.29 in alle Welt. Dies galt auch für die Paralympics, die vom 24. August bis 5. September 2021 nochmals 4400 Athletinnen und Athleten und ihren Tross nach Tokio brachten.
Nach Angaben von Dr. Brian McCloskey, einem ehemaligen Direktor der britischen Gesundheitsbehörde, der das unabhängige Expertengremium für Covid-19-Gegenmaßnahmen bei den Olympischen Spielen leitete, wurden lediglich 33 Corona-Fälle unter den 11300 Athletinnen und Athleten sowie 464 Fälle bei allen anderen akkreditierten Teilnehmern und Helfern gezählt. Tokio hat gezeigt, dass Olympische Spiele in der Pandemie möglich sind - allerdings um den Preis eines aufwändigen Test- und Nachverfolgungs-Regimes, einer möglichst hohen Impfquote und bei Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln bis hin zum Social Distancing in Form eine Blase, in der sich die ausländischen Olympia-Teilnehmer bewegen mussten.
Niemand konnte ahnen, dass sieben Jahre später eine weltweite Pandemie die Olympischen Spiele in ihre größte Krise stürzen würden. Seit die Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 zum ersten Mal ausgetragen wurden, vermochten nur zwei Weltkriege den aus der Antike übernommenen Vier-Jahres-Rhythmus auszuhebeln. So fielen 1916, 1940 und 1944 die Olympischen Spiele aus. Eine Verschiebung der Spiele aber war in 31 Olympiaden zuvor undenkbar.
Der lange Weg zur Verschiebung
Als der weltweite Ausbruch des SARS-CoV-2-Virus im März 2020 das gesellschaftliche Leben in vielen Ländern auf der Welt zum Erliegen brachte, spielten das IOC und die japanischen Olympiaorganisatoren zunächst auf Zeit, um den ursprünglichen Austragungs-Termin 24. Juli bis 9. August 2020 zu halten. Dahinter standen vor allem wirtschaftliche Erwägungen.
Denn das IOC nimmt in einer Olympiade Milliardensummen ein, die nach eigenen Angaben zu 90 Prozent an die Nationalen Olympischen Komitees und Sportarten-Fachverbände, aber auch an die Organisationskomitees verteilt werden. Zehn Prozent behält das IOC für sich und seine Verwaltung zurück. Die Mittel stammen aus dem Verkauf von Fernsehrechten und Sponsorings und sind stark an die Austragung der Spiele gebunden. Ein Ausfall wäre trotz Rücklagen und Versicherungen für das IOC nur schwer verkraftbar. Aber auch für die japanischen Gastgeber standen erhebliche Investitionen in Bauten und Organisations-Leistungen auf dem Spiel.
So bedurfte es erst der Drohung des kanadischen Olympischen Komitees, keine Athleten nach Tokio zu entsenden, einer Ankündigung, der sich schnell weitere Länder anschlossen, ehe IOC-Präsident Thomas Bach und der japanische Premierminister Abe Shinzo am 24. März 2020 eine Verschiebung der Spiele "bis spätestens Sommer 2021" verkündeten. Später wurde als Austragungszeitraum der 23. Juli bis 8. August 2021 festgelegt. Trotz der Verlegung um ein Jahr sollten die Spiele jedoch weiterhin den Titel "Tokio 2020" tragen.
Die Olympier waren weder die ersten, noch die letzten, die der virologischen Notwendigkeit Tribut zollten: Die Europäische Fußball-Union hatte schon eine Woche zuvor eine Verschiebung der Euro 2020 beschlossen; der All England Lawn Tennis and Croquet Club ließ sich noch weitere acht Tage Zeit, ehe er das Tennisturnier von Wimbledon absagte.
Kritik an der Durchführung
Zwar nahm die Pandemie in Japan einen im Vergleich zu Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern erheblich moderateren Verlauf, doch fiel der Regierung schließlich ihre stark verzögerte Impfkampagne vor die Füße. Die Spiele wurden damit nicht nur zu einem schwer kalkulierbaren Gesundheitsrisiko, sondern auch zum Politikum.
Zwar nahm die Pandemie in Japan einen im Vergleich zu Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern erheblich moderateren Verlauf, doch fiel der Regierung schließlich ihre stark verzögerte Impfkampagne vor die Füße. Die Spiele wurden damit nicht nur zu einem schwer kalkulierbaren Gesundheitsrisiko, sondern auch zum Politikum.
Je näher die verschobenen Olympischen Spiele rückten, um so stärker wuchs die Kritik an ihrer Durchführung, zumal im Mai ein weitere Corona-Welle über das Land spülte und für Tokio und anderen Ballungszentren der Notstand - trotz des martialischen Namens nur ein Lockdown light - ausgerufen werden musste. In Meinungsumfragen plädierten 70 Prozent der japanischen Bevölkerung für eine Absage der Spiele.
Spiele im Notstand
Um eine Einschleppung von Infektionen zu verhindern, verständigten sich IOC und Organisationskomitee zunächst darauf, keine ausländischen Besucher zuzulassen. Als jedoch über Tokio zum insgesamt vierten Mal ein Notstand verhängt wurde, der vom 12. Juli bis mindestens 22. August und damit auch während der Olympischen Spiele fortdauern sollte, war klar, dass zumindest die Wettkämpfe in der japanischen Hauptstadt ganz ohne Zuschauer stattfinden würden.
Um eine Einschleppung von Infektionen zu verhindern, verständigten sich IOC und Organisationskomitee zunächst darauf, keine ausländischen Besucher zuzulassen. Als jedoch über Tokio zum insgesamt vierten Mal ein Notstand verhängt wurde, der vom 12. Juli bis mindestens 22. August und damit auch während der Olympischen Spiele fortdauern sollte, war klar, dass zumindest die Wettkämpfe in der japanischen Hauptstadt ganz ohne Zuschauer stattfinden würden.
Neun Tage vor Beginn der Spiele sagte IOC-Präsident Thomas Bach, dass über 85 Prozent der Athleten und Betreuer sowie 100 Prozent der IOC-Mitglieder und -Angestellten geimpft sein würden.
Am 23, Juli 2021, dem Tag der Öffnungsfeier, meldeten die Organisatoren bereits 106 positive Corona-Fälle. Die Zählung hatte mit Eröffnung des Olympischen Dorfs am 2. Juli begonnen und schloss neben den Athleten und Betreuern der 206 Olympiamannschaften auch Angestellte und Leiharbeiter des Organisationskomitees sowie Medienvertreter mit ein.
Alle Teilnehmer erhielten sogenannte "Playbooks" als Verhaltensregeln unter Pandemiebedingungen. Für positive Fälle setzten die japanischen Gastgeber auf strikte Quarantäneregeln, über deren Verhältnismäßigkeit bald gestritten wurde. Der deutsche Radprofi Simon Geschke, der einen Großteil der Spiele allein in einem Hotel isoliert erlebte, fühlte sich wie in einem "Gefängnis" - eine Aussage, die er später relativierte.
Die Befürchtung, dass sich die Tokioter Spiele zum "Super-Speader Event" entwickeln würden, bewahrheitete sich indes nicht. Ein knappes halbes Jahr nach den Spielen veröffentlichte Daten legten vielmehr zwei Diagnosen nahe: Weder schleppten die ausländischen Olympia-Teilnehmer das Virus in Japan ein, noch exportierten sie bei ihrer Rückkehr die im Gastgeberland dominierende Delta-Virus-Variante AY.29 in alle Welt. Dies galt auch für die Paralympics, die vom 24. August bis 5. September 2021 nochmals 4400 Athletinnen und Athleten und ihren Tross nach Tokio brachten.
Nach Angaben von Dr. Brian McCloskey, einem ehemaligen Direktor der britischen Gesundheitsbehörde, der das unabhängige Expertengremium für Covid-19-Gegenmaßnahmen bei den Olympischen Spielen leitete, wurden lediglich 33 Corona-Fälle unter den 11300 Athletinnen und Athleten sowie 464 Fälle bei allen anderen akkreditierten Teilnehmern und Helfern gezählt. Tokio hat gezeigt, dass Olympische Spiele in der Pandemie möglich sind - allerdings um den Preis eines aufwändigen Test- und Nachverfolgungs-Regimes, einer möglichst hohen Impfquote und bei Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln bis hin zum Social Distancing in Form eine Blase, in der sich die ausländischen Olympia-Teilnehmer bewegen mussten.
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